Ein fundierter Leitfaden für alle, die sich selbst als Marke besser verstehen – und darüber schreiben wollen
Du sollst über dich selbst schreiben. Dich zeigen. Eine Marke sein.
Und während du noch überlegst, wie das bitte gehen soll, rollt innerlich schon die Welle: „Das fühlt sich komisch an. Angeberei. Künstlich. Nicht ich.“
Herzlichen Glückwunsch: Du bist völlig normal.
Psychologisch betrachtet ist das Unbehagen vor dem Selbstschreiben ein Zeichen kognitiver Dissonanz – ein Widerspruch zwischen dem, was du von dir selbst glaubst, und dem Bild, das du anderen zeigen willst (oder sollst). Dazu kommt: Die meisten Menschen haben nie gelernt, sich selbst bewusst wahrzunehmen – geschweige denn, sich mit Sprache in Szene zu setzen.
Aber genau das braucht es, wenn du sichtbar werden willst.
Wer du bist – und was das mit Marken zu tun hat
Du bist keine Zahnpasta. Keine Automarke. Kein Schokoriegel. Und trotzdem hast du etwas, das in der Markenwelt „Kern“ heißt: einen inneren Antrieb, Werte, Haltung, Sprache.
Psychologen nennen das Selbstkonzept. Es entsteht aus der Summe deiner Erfahrungen, Beziehungen, Gedanken über dich selbst. Es entwickelt sich ständig weiter – aber es hat einen roten Faden.
Wenn du dir deiner Marke unsicher bist, frag dich:
- Was würden Menschen sagen, wenn ich nicht im Raum bin?
- Wofür kommen sie immer wieder zu mir?
- Was kann ich nicht nicht tun, weil es so tief in mir steckt?
Der Markenkern: Du in einem Satz
Dein Markenkern ist nicht dein Beruf, nicht dein Elevator-Pitch, nicht dein Insta-Profiltext. Er ist das, was dich morgens aufstehen lässt – und abends nicht loslässt.
Simon Sinek nennt es das Why. Die Psychologie nennt es intrinsische Motivation.
Mein Beispiel über mich selbst zu schreiben (echt):
„Ich habe schon als Kind das geschriebene Wort geliebt, wenn ich nicht wusste, wohin mit meinen Gedanken. Schreiben und Lesen war mein Raum, in dem ich Ordnung finden konnte – in mir und um mich herum. Heute helfe ich anderen, genau das für sich selbst zu entdecken: die Kraft, durch Worte Klarheit zu finden, Haltung zu zeigen und sichtbar zu werden – auf eine Weise, die sich echt anfühlt.“
Markenkern (emotionaler Antrieb):
Schreiben als Mittel zur Selbstklärung und Selbstwirksamkeit. Sprache als Brücke zwischen innerem Erleben und äußerem Ausdruck. Sichtbarkeit, die sich nicht nach Show, sondern nach Wahrheit anfühlt.
Ein Beispiel, wie ein Handwerker über sich selbst schreiben könnte (fiktiv)
„Ich bin Handwerker geworden, weil ich als Kind mit meinem Opa in der Werkstatt stand und gelernt habe, dass Dinge mit den eigenen Händen zu schaffen Sicherheit geben kann – selbst in einer Welt, die sich dauernd verändert. Heute gebe ich genau dieses Gefühl weiter: Verlässlichkeit, Präzision und Stolz auf das, was bleibt.“
Markenkern (emotionaler Antrieb):
Verlässlichkeit und Selbstwirksamkeit in einer instabilen Welt schaffen. Dinge erschaffen, die Bestand haben. Kontrolle durch Können.
Ein Beispiel, wie eine Unternehmerin für zahnärztliche Abrechnung über sich selbst schreiben könnte (fiktiv)
„Ich habe früh erlebt, wie sehr Unsicherheit im Büro auch die Menschen in der Praxis belastet. Meine Mutter war Zahnarzthelferin – ich habe die Anspannung gespürt, wenn die Abrechnung wieder hinten lag. Heute ist es mein Antrieb, Strukturen zu schaffen, die Halt geben – damit andere ihre Arbeit mit Leichtigkeit und Fokus machen können.“
Markenkern (emotionaler Antrieb):
Ordnung als Schutz. Struktur als Entlastung. Verantwortung übernehmen, damit andere durchatmen können.
Finde deinen Satz. Und wenn du ihn (noch) nicht kennst, dann fang genau da an.
Schreiben als Spiegel
Wenn du dich fragst, worüber du schreiben sollst, lautet die Antwort: Über das, was dich bewegt.
Denn was dich bewegt, bewegt auch andere.
Der Psychologe James Pennebaker hat in zahlreichen Studien gezeigt: Schreiben über sich selbst hat therapeutische Wirkung – es klärt Gedanken, stärkt das Selbstbild, macht resilienter.
Das gilt auch für deinen Blogpost, deinen LinkedIn-Beitrag oder deine PR-Story.
Beginne mit diesen Fragen:
- Was war ein Moment in meinem Leben, der mich verändert hat?
- Was kann ich heute, was ich früher nicht konnte?
- Was regt mich auf – und warum?
- Welche Frage beschäftigt mich immer wieder?
Der Aufbau deines Textes – in 3 Schritten
Ein guter Text über dich muss keine Heldenreise sein. Aber er braucht Struktur.
So kannst du beginnen:
- Gefühl zeigen
„Ich habe lange gezögert, diesen Text zu schreiben, weil …“ - Erkenntnis teilen
„Heute weiß ich: Der Knoten platzte, als ich …“ - Verbindung schaffen
„Wenn du dich auch so fühlst, dann hilft dir vielleicht dieser Gedanke …“
Vergiss dabei nie: Menschen folgen Menschen, nicht Perfektion.
Eine weitere Situation: Eigenes Produkt gelauncht (z. B. ein Onlinekurs)
Gefühl zeigen:
„Ich habe lange gezögert, mein Wissen in ein eigenes Produkt zu packen – weil ich dachte, es ist noch nicht gut genug, noch nicht durchdacht genug, noch nicht genug …“
Erkenntnis teilen:
„Heute weiß ich: Irgendwann musst du aufhören, in deinem Kopf zu perfektionieren, und anfangen, in echten Beziehungen zu denken. Mein Kurs war nicht fertig – aber er war ehrlich. Und das hat gezählt.“
Verbindung schaffen:
„Wenn du auch wartest, bis alles perfekt ist: Vielleicht brauchst du nicht noch eine Runde Feinschliff. Sondern jemanden, der sagt: Geh raus damit. Genau jetzt.“
Du bist keine Marke im klassischen Sinne – und das ist gut so
Dein Markenkern ist kein starres Logo. Kein Konzept, das du „entwickelst“. Es ist dein Kompass – nicht dein Korsett.
Er darf wachsen, sich wandeln, Pausen machen.
Was du aber brauchst, ist: Klarheit.
Denn Klarheit erzeugt Vertrauen. Und Vertrauen ist die Währung für Sichtbarkeit.
Geh los. Schreib los. Zeig dich
Dieser Text hat einen einzigen Zweck: dich ins Schreiben zu bringen – über dich selbst schreiben. Nicht perfekt, nicht fertig – sondern ehrlich.
Also:
Was wäre die erste Zeile deines nächsten Beitrags über dich selbst?
Schreib sie auf.
Lösch sie nicht.
Und wenn du magst, schick sie mir. Ich les sie gerne.